Im digitalen Zeitalter, in dem technologische Fortschritte und Innovationen das Tempo vorgeben, steht die deutsche Wirtschaft vor bedeutenden Herausforderungen. Trotz der beeindruckenden Industriegeschichte und Innovationskraft haben viele deutsche Unternehmen Schwierigkeiten, den Anschluss an globale Spitzenreiter zu finden. Warum das so ist und welche Schritte notwendig sind, um diese Lücke zu schließen, erklärt Marketingexperte Christoph Weidner im Interview. Er zeigt auf, wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und Transformation entscheidend für die Zukunft sind, und warum deutsche Manager endlich handeln müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren.
CF-MB: Warum sind die Themen Digitalisierung, KI/AI und Transformation aktuell so wichtig in der Unternehmensstrategie von Unternehmen?
Die Notwendigkeit zur Digitalisierung, KI/AI und Transformation ist in der heutigen Unternehmensstrategie unverzichtbar. Der Rest der Welt wartet nicht auf Deutschland, und es gibt einen Grund, warum es kein deutsches Google, Amazon oder Apple gibt. Die Mentalität des "haben wir schon immer so gemacht" ist ein massives Hindernis. Viele deutsche Manager haben noch nie von essentiellen Themen wie dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz oder dem EU-KI-Act gehört, obwohl diese ihre Unternehmen unmittelbar betreffen werden. Eine Digitalstrategie muss Chefsache sein, sie muss von oben gewollt und vorangetrieben werden. Das bloße Delegieren dieser strategischen Planung in die Fachabteilungen führt in der Regel zu suboptimalen Ergebnissen.
CF-MB: Wie kann KI die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens im Bereich Marketing erhöhen?
KI kann die Wettbewerbsfähigkeit im Marketing erheblich steigern, indem sie eine schnelle Reaktion auf Trends ermöglicht und Content-Autarkie schafft. Unternehmen sind nicht mehr von Agenturen abhängig. Wer generative KI geschickt einsetzt, kann den Marketingoutput dramatisch erhöhen – und das bei gleichen oder geringeren Kosten. Es ist jedoch wichtig zu beachten: Wer keine Ahnung von Vermarktung, Gestaltung oder Käuferverhalten hat, dem kann auch die beste KI nicht helfen. KI ersetzt keine Marketingfachleute, aber sie bringt mehr PS auf die Straße.
CF-MB: Welche Möglichkeiten und Handlungsstrategien sollten zur Optimierung eingesetzt werden?
Zur Optimierung sollten Unternehmen einen kompletten Audit aller Kanäle – sowohl online als auch offline – durchführen und auf kohärente Kommunikation achten. Der Aufbau von internem Know-how durch externe Experten ist essenziell. Zudem sollte die Orchestrierung von externen Dienstleistern durch eine zentrale (im Zweifel externe) Instanz erfolgen, um eine einheitliche und effiziente Strategie zu gewährleisten.
CF-MB: Wie wird der Erfolg der digitalen Initiativen gemessen?
Der Erfolg digitaler Initiativen wird durch Key Performance Indicators (KPIs) gemessen. Und das Tolle ist, das geht (fast) in Echtzeit. Leider nutzen viel zu wenig Unternehmen diese Messwerte sinnvoll in Ihrem Marketing. Statt "always be testing" herrscht viel mehr eine "trial and error" Mentalität mit "möglichst hoher Reichweite" als heiligem Gral vor. Smart ist anders. Leider wird Datenschutz in der Umsetzung oft zum neuen "Brandschutz" und behindert mehr, als das er hilft. Wir leben in Deutschland bzw. der EU nicht auf einer Insel der Daten-glückseligen – den Rest der Welt interessiert der Datenschutz weniger. Das bedeutet nicht, dass wir den Datenschutz völlig vernachlässigen sollten, aber in seiner jetzigen Form wirkt er oft als Innovationshemmer. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Datenschutz und Innovationsförderung ist möglich und unerlässlich.
CF-MB: Welchen Einfluss kann KI im Marketing auf den Verkaufsprozess eines Unternehmens haben?
Wen KI nicht kennt, der kann einpacken. Kunden erwarten immer mehr personalisierte Inhalte – und damit ist nicht die Anrede in einer Email gemeint oder das schon fast unheimliche Retargeting gemeint. Wir sprechen von Inhalten mit echtem Mehrwert und ohne Marketing-Blabla. Inhalte die Kunden Vertrauen in Marke und Anbieter wecken. Das Gefühl, hier sind Profis, die verstehen ihr Handwerk. Das schafft man aber nicht mit leeren Worthülsen. Suchen im Netz werden immer granularer und spezifischer. Unternehmen, die hier nur mit Plattitüden und leeren Floskeln um die Ecke kommen, werden von den Algorithmen als irrelevant wahrgenommen. D.h. wer jetzt nicht für Relevanz sorgt, wird irrelevant. Der "Hidden Champion" bleibt dann einfach nur "hidden", aber nicht mehr Champion. Und wer nicht mehr Champion ist, kann auch nicht erwarten im Verkaufsprozess seinen Wert zu steigern und für Investoren attraktiv zu sein.
Trotz der Herausforderungen bietet die Zukunft enorme Chancen. Unternehmen, die den Mut haben, sich zu transformieren und auf Digitalisierung und KI zu setzen, können nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch neue Märkte erschließen. Die Zeit zu handeln ist jetzt nicht morgen. Nutzen wir die technologischen Möglichkeiten und gestalten die Zukunft aktiv mit. Die Reise mag herausfordernd sein, aber der Weg führt zu Innovation, Wachstum und Erfolg.
CF-MB: Herzlichen Dank für den spannenden Austausch und weiterhin viel Erfolg, Christoph Weidner!
Christoph Weidner ist Gründer der Digital Mavericks GmbH und bekannt für seine wegweisende Beratung in digitalen Strategien für Unternehmen und Marken als auch politische und institutionelle Akteure. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Marketingbranche, darunter leitende Positionen bei einer Top10 SEO Agentur und einem Software Verlagshaus, kombiniert er fundiertes Know-how in Onlinevermarktung mit zukunftsweisender KI-Beratung. Seine Expertise in der Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien wurde durch zahlreiche Publikationen und Vorträge, wie im Harvard Business Manager, untermauert. Weidner hat einen starken Hintergrund in der Marketing und setzt auf nachhaltige, technologieoffene Lösungen für Unternehmen und politische Akteure.