Wie können Unternehmen durch den Verkauf ihrer Forderungen bei einem M&A Prozess profitieren?
Wenn Unternehmen in einem M+A-Prozess Factoring einsetzen, profitieren sie in zweierlei Hinsicht - bzw. man könnte auch sagen, es profitieren davon sowohl der Verkäufer als auch der Käufer.
Für den Verkäufer ist es oftmals wichtig, die Liquiditätssituation des Unternehmens zu verbessern. Hier kann mit Factoring sehr schnell der richtige Hebel gesetzt und die Bilanzposition "offene Forderungen" in Liquidität verwandelt werden. Gerade wenn sich das Unternehmen in einer schwierigen Situation befindet, ist das ein großer Benefit. Der Verkäufer kann somit Zeit gewinnen, um den Investorenprozess in Ruhe durchzuführen. Denn wenn man unter Druck verkaufen muss, schlägt sich das i.d.R. auf den Kaufpreis nieder.
Aus Investorensicht ist der Einsatz von Factoring ebenfalls vorteilhaft. Das Working Capital kann durch Nutzung der vorhandenen Assets (Forderungen) günstiger finanziert werden als mit Eigenkapital. Zudem ist geplantes Wachstum schon direkt durch eine umsatzkongruente Finanzierungslösung durchfinanziert. Es ist also kein zusätzliches Kapital erforderlich. Das nenne ich echtes Win-Win.
Wie sehen Sie die Bedeutung von Factoring im Kontext der Corona-Pandemie?
Durch die staatlichen Mittel stand Factoring als Finanzierungsinstrument plötzlich im Wettbewerb mit KfW-Krediten. Dies führte zu einer schwächeren Nachfrage im letzten Jahr. Allerdings beobachten wir gerade, dass sich das Blatt wieder dreht.
Der Grund dafür ist, dass die Unternehmen so langsam merken, dass die Gewährung der KfW-Mittel an bestimmte Restriktionen gebunden war, z.B. das Ausschüttungsverbot. Zudem müssen die Mittel natürlich auch zurückgeführt werden.
Fällt das in eine Phase des Aufschwungs, die wir uns natürlich alle wünschen, und können wieder steigende Umsätze erwirtschaftet werden, kommt es schnell zum Liquiditätsengpass. Hier kommt Factoring als optimaler Baustein ins Spiel. Die Vorteile dabei:
- Keine Rückzahlung,
- keine zusätzlichen Sicherheiten erforderlich
- Verbesserung ratingrelevanter KPIs, z.B. der Eigenkapitalquote
- kein Finanzierungslimit nach oben (zumindest bei uns als bankenunabhängigem Anbieter).
Sie sehen also: Factoring gewinnt in der Pandemie, wie übrigens auch in der Finanzkrise 2008/2009, als flexibles und umsatzkongruentes Finanzierungsinstrument noch mehr an Bedeutung.
Wieso spielt Factoring in Deutschland noch keine so große Rolle wie zum Beispiel in den USA?
Dass Factoring in den USA bereits eine größere Rolle in der Mittelstandsfinanzierung spielt, ist größtenteils der Historie geschuldet. Dort hat man einfach früher angefangen mit Factoring und somit sind die Durchdringung und Akzeptanz historisch schon höher.
Ähnliches gilt auch für Europa. Deutschland tut sich manchmal schwerer und ist oftmals etwas skeptischer und zurückhaltender gegenüber Innovationen aus Übersee, als das andere Länder sind. Das liegt wohl in unserer Mentalität. Länder wie UK oder die Niederlande sind hier offener und haben schon früher auf Factoring gesetzt. Demnach ist hier auch die Quote höher. Auch in Südeuropa ist die Durchdringung höher. In Italien haben die Banken der Automobilkonzerne (so z.B. die Fiat-Bank) Factoring für die Lieferanten der Autokonzerne angeboten und auch die Textilindustrie hat frühzeitig auf Factoring zur Finanzierung gesetzt. Länder wie Spanien und Frankreich haben traditionell eine schlechtere Zahlungsmoral. Daher biete Unternehmen dort ihren Abnehmern längere Zahlungsziele an. Auch das ist eine Konstellation, bei der Factoring Mehrwert schafft. Die unterschiedliche Durchdringung hat also aus meiner Sicht viel mit den Traditionen und Gewohnheiten der einzelnen Länder zu tun sowie der Bereitschaft, neue Wege zu gehen.
Wie kann Factoring finanziell angeschlagenen Unternehmen helfen?
Diese Frage bekomme ich oft gestellt, denn es verwundert zunächst, warum Factoring auch bei angeschlagenen Unternehmen zum Einsatz kommt, wenn andere Finanzierer längst abwinken. Die Antwort ist ganz einfach und lässt sich mit der Formel: "Asset schlägt Bonität" zusammenfassen.
Beim Factoring werden die Forderungen, also bereits geschaffene Werte, in die Finanzierung eingesetzt. Durch den Verkauf dieser Forderungen wird zusätzliche Liquidität generiert. Wichtig ist dabei, dass die Qualität und die Struktur der Forderungen stimmen. Dann bleibt Factoring ein stabiler Finanzierungsbaustein, auch wenn die Bonität des Unternehmens selbst schon gelitten hat. Teilweise ist auch eine Reduzierung des Bankenobligos möglich, wenn eine Globalzession besteht.
Als Spezialist sind wir in der Lage, die Forderungen richtig zu bewerten und somit oftmals höhere Liquiditätseffekte zu erzielen, die gerade angeschlagene Unternehmen ja dringend brauchen. Ein weiterer Aspekt, den ich in diesem Zusammenhang noch erwähnen möchte, ist der Schutz vor Forderungsausfall. Auch das ist bei A.B.S. Factoring inkludiert. Wir haben schon ein paarmal erlebt, dass eine ausgefallene Forderung bei angeschlagenen Unternehmen den Todesstoß versetzt. Das wollen wir vermeiden.
Zudem kann die Buchhaltung durch das Outsourcing des Forderungsmanagements an uns eigene Ressourcen sparen und sich auf andere Themen fokussieren. Und ganz wichtig: eine Factoring-Finanzierung stärkt die Unabhängigkeit von Banken, wenn man den richtigen Partner wählt. Wir haben hier ein offenes Ohr.
Warum sollte man bei einem Notverkauf die Option Factoring als Finanzierungsbaustein auf jeden Fall prüfen?
Bei einem Notverkauf zählt vor allem die Geschwindigkeit: Und mit Factoring wird schnell die Liquidität aus den offenen Forderungen freigesetzt. Damit sichert sich das Unternehmen mehr Handlungsspielräume und ein zusätzliches Sicherheitsnetz:
- mehr Working Capital (günstiger als mit Eigenkapital finanziert)
- flexible, mitatmende Finanzierungslinie
- Unabhängigkeit von Banken
- Forderungsausfallschutz und professionelles Debitorenmanagement.
CF-MB: Vielen Dank für das Gespräch, Eva Sartorius.
Die Finanzierung für inhabergeführte mittelständische Unternehmen ist seit fast 30 Jahren die Leidenschaft von Eva Sartorius. Gerade in anspruchsvollen Situationen, eigene Expertise und Netzwerk einzubringen, um maßgeschneiderte Finanzierungslösungen anzubieten, ist die Herausforderung, der sie sich gerne immer wieder stellt. Eva Sartorius ist nach über 25 Jahren in diversen Führungspositionen im Firmenkundengeschäft bei Banken nun seit 2016 in der Geschäftsleitung der A.B.S. Global Factoring AG. Dort verantwortet sie den Marktbereich in Deutschland sowie Finance.