CF-MB im Gespräch mit... Martin Bolle – Sparkasse KölnBonn

Die Sparkasse KölnBonn ist gemessen an der Bilanzsumme die drittgrößte deutsche Sparkasse. Aus dem für Sparkassen typischen öffentlichen Auftrag leitet die Sparkasse KölnBonn ihr Selbstverständnis ab, Privat-, Gewerbe- und Firmenkunden aus der Region zu begleiten. Gleichzeitig bietet die Sparkasse als Universalbank auch mittelständischen Unternehmen insbesondere in Wachstumsphasen hochindividuelle Leistungen und Produkte in Form von "Strukturierten Finanzierungen" an. Wir sprachen mit Martin Bolle, dem Experten und Leiter Strukturierte Finanzierungen der Sparkasse KölnBonn zu den Anlässen und den Lösungen im mittelständischen und Unternehmenskundengeschäft.

CF-MB: Die meisten kennen den klassischen Kredit als Werkzeug für eine Finanzierung. Doch ist er auch das richtige Werkzeug bei einem sehr hohen Kapitalbedarf?

Nein, das ist er nicht immer. Ein Kredit belastet die Bilanz des Unternehmens sofort und fordert mitunter hohe Tilgungsraten. Um diese limitierenden Eigenschaften zu umgehen, entwickeln wir bei der Sparkasse KölnBonn die Kombination von individuellen Finanzierungslösungen, die auf die jeweiligen Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind. Dies wird als „Strukturierte Finanzierung“ bezeichnet.

CF-MB: Und wie sieht der Ablauf bei der Entwicklung einer solchen „Strukturierten Finanzierung“ aus?

Zu Beginn wird die Mehrjahresplanung der Unternehmen unter Berücksichtigung von Liquidität, Ergebnis und Finanzstruktur gemeinsam mit dem Kunden analysiert. Daraus leiten unsere Experten aus dem Fachberaterteam erste Handlungsoptionen ab und erarbeiten individuelle Lösungen. Ziel ist, die Liquiditätsbedürfnisse des Unternehmens abzudecken und gleichzeitig die Flexibilität über die gesamte Dauer der Finanzierung zu erhalten. Auch nach der erfolgten Finanzierung begleiten wir als Sparkasse KölnBonn unsere Kunden über den Vertragsabschluss hinaus für die gesamte Finanzierungsdauer.

CF-MB: Welche Rolle spielt Mezzaninekapital bei „Strukturierten Finanzierungen“?

Als Mischform aus Eigen- und Fremdkapital spielt Mezzanine eine zentrale Rolle bei „Strukturierten Finanzierungen“. Bei Mezzaninekapital handelt es sich eigentlich um Fremdkapital. Allerdings wird es im Gegensatz zu einem klassischen Kredit wie wirtschaftliches oder bilanzielles Eigenkapital behandelt. Je nach Ausgestaltung gilt für Mezzaninekapital das Prinzip der Nachrangigkeit gegenüber anderen Gläubigern. Im Fall einer Insolvenz werden zuerst alle Gläubiger bedient, deren investiertes Kapital in das Unternehmen nicht als Eigenkapital klassifiziert ist. Die Beimischung von Mezzaninekapital in eine Finanzierungsstruktur eröffnet somit den Unternehmen und Gläubigern weitere Handlungsspielräume.

CF-MB: Und in welchen konkreten Fällen wird eine Finanzierung mit Mezzaninekapital angestrebt?

Vielfach sind dies Finanzierungen für Unternehmen mit starkem Wachstum und einem hohen Kapitalbedarf. Das kann zur Erschließung neuer Märkte, der Erweiterung des Vertriebes oder der Produktion sein. Aber auch bei Sprunginvestitionen eines Unternehmens - sei es organisch oder anorganisch - ist es ein geeignetes Mittel der Finanzierung. Sprunginvestitionen bedeutet, dass ein Unternehmen sehr schnell und stark wächst und kein initialer Rückfluss von Liquidität oder eine Ertragswirkung eintritt. Aber der Nutzen von Mezzaninekapital hat noch eine weitere positive Eigenschaft, denn es kann ebenso zur Bilanzoptimierung genutzt werden, um die Eigenkapitalquote und Bonität gegenüber Gläubigern zu verbessern.

CF-MB: Was geschieht in Fällen, wenn ein Finanzierungsvorhaben das mögliche Volumen für eine Sparkasse übersteigt, z. B. bei der Übernahme eines Unternehmens?

In einigen Fällen kommt es vor, dass wir alleine nicht die volle Höhe der benötigten Kreditsumme übernehmen. Dann können wir auf langjährige Finanzierungspartner in unserem Netzwerk der Sparkassen und weiterer Institute der Sparkassen-Finanzgruppe zurückgreifen und gemeinsam die Transaktion realisieren. Wir als Sparkasse KölnBonn bilden in diesem Fall ein Konsortium und übernehmen dessen Führung. Somit bleiben wir immer erster Ansprechpartner für unsere Kunden.

CF-MB: Über welche Möglichkeiten verfügen Unternehmen, die kurzfristige Liquidität benötigen?

Für dieses Szenario gibt es die klassische Kreditlinie, das Pendant zum „Dispo“-Kredit für Privatkunden. Sie dient der kurzfristigen Finanzierung von Betriebsmitteln und ermöglicht es den Unternehmen flexibel zu bleiben.

Sollte eine Vorfinanzierung für einen längeren Zeitraum erforderlich sein, ist eine Kreditlinie allerdings teuer. Zudem kann sie von der Bank schnell gekündigt werden. Daher eignet sich in vielen Fällen eher eine Umfinanzierung in einen Laufzeitkredit, sodass die Kreditlinie nur noch zur Finanzierung von Spitzen im Kapitalbedarf genutzt wird. Wir empfehlen unseren Kunden immer einen frühzeitigen Austausch und eine individuelle Bedarfsprüfung mit unserem Fachberaterteam.

CF-MB: Zu guter Letzt eine abschließende Frage, die auch in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Inwieweit unterstützt die Sparkasse KölnBonn bei der Finanzierung einer Unternehmensnachfolge?

Immer gerne! (lacht)Nachfolgende (m/w/d) aus der Familie, dem Gesellschafterkreis oder dem Management (MBO/MBI) haben einen hohen Kapitalbedarf, den sie in der Regel nicht aus eigenen Mitteln decken können. Daher benötigen sie eine Fremdkapitalfinanzierung, Mezzaninekapital oder sogar Eigenkapital in Form eines oder mehrerer Kapitalgeber. Als Sparkasse KölnBonn können wir unsere Kunden ganzheitlich und individuell über das GründerCenter, unser Fachberaterteam „Strukturierte Finanzierung“ oder das Generationenmanagement beraten. Hier können wir mit den Nachfolgern individuelle Finanzierungskonzepte entwickeln und im Bedarfsfall mit Kapitalgebern aus dem Sparkassennetzwerk zusammenbringen.

Zudem unterstützen wir Unternehmer bei der Nachfolge schon frühzeitig in der Vorbereitung des Unternehmensverkaufs, sei es durch ein erstes Informationsgespräch zum Prozessablauf und seinen Besonderheiten bis hin zur ersten indikativen Bewertung des Unternehmens u.a. in Kooperation mit Ihnen, der CF-MB.

CF-MB: Herzlichen Dank für das Gespräch, Martin Bolle.

Martin Bolle (Jahrgang 1977) verantwortet seit 2015 das Team Strukturierte Finanzierungen und Beteiligungen bei der Sparkasse KölnBonn. Zum Tätigkeitsschwerpunkt des Teams zählt die Analyse und Erarbeitung von maßgeschneiderten Finanzierungsstrukturen für Anlässe wie etwa bei Wachstumsfinanzierungen, Nachfolgelösungen, Verbesserung der Finanzstruktur oder bei Unternehmenstransaktionen.

Als Sparkassenkaufmann und Dipl. Kaufmann (FH) blickt er unter anderem auf Tätigkeiten in der Internen Revision, Corporate Finance sowie langjährige Erfahrungen in einer Beteiligungsholding zurück.