"Buy and build" wird vielfach synonym mit Wachstumsstrategie verwendet und bedeutet, dass ein Unternehmen durch Übernahmen expandiert. Dass M&A-Transaktionen nicht nur ein Thema für Großkonzerne sind, sondern auch für mittelständische Familienunternehmen einen strategischen Weg für Wachstum darstellen, weiß unser heutiger Gesprächspartner Rudolf Menningen. Er berichtet heute, welche strategischen Überlegungen hinter einer erfolgreichen Buy and build-Strategie stecken und wie auch Familienunternehmen wie die Markas Gruppe auf diesem Weg die Zukunft neu gestalten.
CF-MB: Nun kennen wir uns schon mehr als zehn Jahre und ich habe Sie in unterschiedlichsten Funktionen sehr wirkungsvoll erleben dürfen. Wie kommen Sie zu dieser neuen Aufgabe bei Markas Deutschland?
Nach vielen Unternehmerbegegnungen von der elterlichen Familie bis hin zu großen Private Equity Häusern bin ich wieder bei Familie gelandet und der für mich spannendsten Aufgabe Marktaufbau und Wachstum. Mein Onkel Mario Kasslatter hat vor über 35 Jahren den Grundstein für die heutige Markas Gruppe mit über 12.000 MitarbeiterInnen und bald 400 Mio. EUR Umsatz gelegt, die die Wurzeln und Werte eines Familienunternehmens im wahrsten Sinne des Wortes verkörpert und lebt: ausschließliche Familieneigentümerschaft und -Führung, nachhaltigkeitsorientiert auch in der Finanzierung und täglich gelebt im Wertekreis aus Zuverlässigkeit, Fairness und Engagement.
In Österreich und Italien ist Markas bereits nahezu ausgereizter Platzhirsch im Kernsegment der Reinigung im Gesundheitsbereich. In Deutschland sind mein Vetter Christoph Kasslatter und seine Frau Evelyn Kirchmaier auch schon seit sechs Jahren aus Bayern heraus tätig. Im Wege eines gewünschten Wachstumsschubs hat die Familie mich als in Deutschland aufgewachsener Transformierer mit unternehmerischen Wurzeln angesprochen und nach einem halben Jahr beschnuppern und abstecken von Leitplanken verpflichtet, Markas in Deutschland groß zu machen.
CF-MB: Wie planen Sie das Markas-Wachstum in Deutschland zu gestalten?
Bisher ist Markas ausschließlich organisch gewachsen. Allerdings impliziert die Übernahme größerer Aufträge in Krankenhäusern oder öffentlichen wie privatgewerblichen Gebäuden durchaus M&A-Aktivitäten, und das nicht nur im Wege der Übernahme von manchmal bis zu hunderten MitarbeiterInnen vom vorherigen Dienstleister und deren Eingliederung in die Markas-Welt.
Eine klare Buy and Build-Strategie ist das abgesteckte Ziel, und dank meiner Erfahrung und guten Partnern wie CF-MB sehen wir passende Zukäufe in Deutschland vom Süden her in Richtung Norden als veritable Option neben laufendem organischen Wachstum.
CF-MB: Wie geht die Südtiroler Familie mit Ihnen als deutschem Ableger hierzulande vor?
Kulturelle Unterschiede sind in der Tat nicht zu unterschätzen, und auch deshalb war es meinem Vetter Christoph so wichtig, ein deutsches Team unter deutscher Führung nachhaltig zu etablieren. Doch eines gilt auf Dauer bei Markas dankenswerterweise auch grenzüberschreitend: Der Mensch steht im Mittelpunkt. Das menschliche Miteinander ist sowohl K.O.-Kriterium wie auch notwenige Voraussetzung für ein fruchtvolles Miteinander, und dies natürlich im Besonderen auch bei Unternehmenszukäufen.
Kaufmännisch sind deckungsbeitragsrentable Aufträge das Hauptaugenmerk, da die Restrukturierung vertraglich unbefriedigender Bandagen meist aussichtsarm ist. Und dann kommen auch schon die Menschen als die wesentliche Grundlage der Zusammenarbeit und Leistungserbringung. Denn „wir kümmern uns“ ist die tatsächlich gelebte zentrale Mission von Markas, und das ist Einstellungssache!
Konkret werden wir über CF-MB und Ihr weitreichendes Sparkassennetzwerk hoffentlich interessante Kontakte bekommen. Mit den z.B. in Nachfolgeüberlegungen stehenden UnternehmerInnen möchten wir gerne das Gespräch suchen. Alles Weitere ergibt sich aufbauend auf einer stimmigen Chemie, die in einen sauberen und fairen Prozess münden kann – Fazit: Mittelständische Unternehmergespräche als notwendige Ausgangssituation.
CF-MB: Was bringt Markas den verkaufswilligen Unternehmerinnen und Unternehmern mit?
Zunächst einmal bringen wir unabdingbar unsere Werte und unseren Respekt sowie unsere Wertschätzung gegenüber den Menschen mit, die tagtäglich unsere Reinigungsdienste – die Entwicklung unseres Geschäftsbereichs Clean wollen wir in Deutschland zunächst weiterhin in den Vordergrund stellen – auch unter teils herausfordernden körperlichen wie psychischen Arbeitsbedingungen erbringen, denn ohne sie wären wir alle in Verwaltung und Unternehmensführung nichts!
Wenn ein Fit in der Werteorientierung gefunden ist, kümmern wir uns gerne um vieles weitere.
In der operativen Leistungserbringung stehen wir natürlich gerne unterstützend zur Seite, wenngleich wir nicht den Anspruch erheben, dass unsere über 35 Jahre bewährte Vorgehensweise die einzige ist. Vielmehr lernen wir auch tagtäglich dazu, wie wir unseren Kunden erkennbare Mehrwerte schaffen. In Shared Services und hier insbesondere kaufmännischen Strukturen sind wir über die Jahre und Größe natürlich ziemlich ausgereift aufgestellt. Zudem haben wir eine auf unser Wachstum ausgerichtete gut funktionierende konzeptionelle Herangehensweise, weitere Aufträge und auch ganze Einheiten unter das einheitliche kaufmännische inklusive Finanzen- und Controlling-System zu integrieren, sobald es unter Wahrung der einzelnen Gegebenheiten sachlich vernünftig ist.
Last but not least hat sich Markas durch ordentliche und ehrliche Arbeit auch finanziell familienunternehmerisch liquide aufgestellt. Wir werden ganz sicher bei internem wie externem Wachstum stets ausreichende Reserven vorhalten, um unserem Unternehmen und den hier arbeitenden Menschen die gebührende Sicherheit zu wahren.
CF-MB: Das klingt nach der klassisch seriösen Vorgehensweise eines großen Familienunternehmens und dürfte für viele unserer LeserInnen, die insbesondere die Nachfolgeproblematik umtreibt, sehr interessant sein. Wie sehen Sie die weitere Marktentwicklung?
Selbst die Dienstleistungen von Markas haben in der Corona-Zeit bisher einzigartige Herausforderungen erfahren dürfen, doch bleibt uns eine Grundsätzlichkeit erhalten: Wirklich sauber wird es am Ende nur durch eine motivierte Menschenhand. Auch wenn wir in unserer eigenen Innovationsabteilung und z.B. auch über jährliche Preiswettbewerbe wie „Markas ideas“ stets auf der Suche nach neuen und mit unseren Partnern kontinuierlich weiterentwickelten maschinellen Unterstützern für unsere MitarbeiterInnen arbeiten, sind die Technologien noch nicht so weit, dass sie unsere fleißigen MitarbeiterInnen absehbar wesentlich ersetzen könnten.
Der omnipräsente Arbeitskräftemangel auch in unserer Branche wird den vorgenannten Entwicklungsprozess einerseits weiter intensivieren und andererseits den Fokus auf den Menschen und seine faire Behandlung weiter verstärken. Speziell hier bin ich überzeugt, dass Markas bereits konzeptionell „richtig tickt“ und mehr und mehr Menschen den Weg zu uns finden wollen werden. Und auch auf Auftraggeberseite wird sich die Entwicklung zugunsten weniger alleinigem Preisfokus und mehr ganzheitlich passender Leistungserbringung entwickeln müssen, die sorgenlos und sicher und für die Menschen fair erbracht wird. Mithin sind wir von Markas insgesamt sehr zuversichtlich für die kommenden Jahre!
CF-MB: Herzlichen Dank für den spannenden Austausch und viel Erfolg bei Ihren und gerne unseren gemeinsamen Projekten!
Rudolf J. Menningen - Inhaber von CxO24 Restructuring & Transformation und Generalbevollmächtigter von Markas Deutschland
Aufgewachsen in einer deutschen Unternehmerfamilie, hat sich Rudolf Menningen nach dem internationalen Betriebswirtswirtschaftslehrestudium schon vor über 20 Jahren der Restrukturierung und Transformation verschrieben. Im Sinne des kontinuierlichen Veränderungs- und Verbesserungsprozesses ist er seit 2016 selbständig als Inhaber der CxO24 Restructuring & Transformation aktiv. Neben Turnaround und Sanierungssituationen managte er Generationennachfolgen, auch über Verkäufe, und Aufbau- bzw. Wachstumsaufgaben in C-Level-Positionen von Private Equity und Familienunternehmen unterschiedlichster Größe.
Seit Januar 2024 unterstützt Rudolf Menningen die verwandtschaftliche Südtiroler Markas Gruppe mit in Deutschland, Österreich und Italien über 380 Mio. EUR Umsatz und über 12.000 MitarbeiterInnen beim weiteren Ausbau des deutschen Marktes.