6 Tipps zur Working Capital Optimierung deines Startups

Wie optimiere ich mein Working Capital

erschienen in der FAQ-Reihe von Gründer.de / Autor Carsten Häming

Jedes Unternehmen und insbesondere Startups sollten sich intensiv mit dem Thema Working Capital auseinandersetzen, um klügere Entscheidungen und bessere Finanzprognosen zu treffen. Denn ein solides, positives Betriebskapital ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit deines Unternehmens. Mathematisch betrachtet ist das Working Capital die Differenz aus Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Wenn du also höhere Verbindlichkeiten hast, als du liquide Mittel besitzt, hast du ein negatives Betriebskapital.

Wie viel Betriebskapital benötigt dein Unternehmen?

Die ideale Höhe des Betriebskapitals ist für jede Branche und jeden Unternehmenstyp einzigartig. Ein gesundes Unternehmen sollte jedoch über eine ausreichende Menge an Vermögenswerten verfügen, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen, was einem positiven Working Capital entspricht.

Die Working Capital Ratio wird durch die Division des Umlaufvermögens / kurzfristige Verbindlichkeiten bestimmt. Es ist wichtig, das Verhältnis zu kennen, da es ein Zeichen dafür ist, ob du in der Lage sein wirst, die kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. Daher sollte das Working Capital positiv und dementsprechend das Verhältnis von Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten > 1 sein. Ein zu hohes Working Capital auf der anderen Seite weist darauf hin, dass die Ressourcen deines Unternehmens ineffizient genutzt werden.

Tipps zur Aufrechterhaltung eines soliden Betriebskapitals

1. Etabliere eine exakte Buchführung

Für die meisten Unternehmen gilt die Pflicht der doppelten Buchführung. Geschäftsvorfälle werden dabei stets auf zwei Konten, aufgeteilt in eine Soll- und eine Haben-Seite, verbucht. Dieses System ermöglicht es dir und deinem Unternehmen, die Auswirkungen von Geschäftsdarlehen und angefallen Kosten zu berücksichtigen und gleichzeitig den bevorstehenden Geldfluss an das Unternehmen durch Kunden oder Investoren einzuplanen. Dein Vermögen und deine Verbindlichkeiten spiegeln sich dabei in den verschiedenen Finanzberichten (Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Cashflow-Rechnung, Budgets usw.) wider.

2. Behalte dein Nettoumlaufvermögen im Auge

In der Anfangsphase eines Unternehmens oder in einer Phase des schnellen Wachstums wirst du wahrscheinlich viel Fremdkapital aufnehmen. Um dabei unmittelbare, kurzfristige Schulden abzusichern, sollte ein gesundes Unternehmen über genügend Vermögenswerte verfügen. Viele Investoren werden ein Unternehmen anhand des Working Capital beurteilen, weshalb es für die Finanzierung und somit auch für die Grundlage deines Wachstums von zentraler Bedeutung ist.

3. Optimiere deine Bestände

Hinsichtlich deiner gelagerten Bestände ist es wichtig, eine gute Balance zwischen Ein- und Verkäufen zu finden. Ein zu geringer Lagerbestand kann dazu führen, dass, bei verspäteten Eingängen der Lieferungen, Kunden lange auf ihre Bestellung warten müssen. Auf der anderen Seite ist es aus Working Capital Sicht empfehlenswert, zu hohe Vorräte zu vermeiden, da ansonsten Kapital unnötig im Umlaufvermögen gebunden ist. Wie hoch Lagerbestände letztendlich sein sollten, lässt sich jedoch nicht pauschalisieren, da es stark von der Geschäftstätigkeit deines Unternehmens abhängt.

4. Verwalte die Zahlungen deines Unternehmens

Ein guter Startup-Buchhalter wird immer einen Überblick über Betriebskosten, Umsatz, Gemeinkosten, Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und dein Inventar haben. Indem du dir einen Überblick über die wiederkehrenden Ausgaben und die prognostizierten Einnahmen verschaffst, kannst du rollierende Finanzprognosen erstellen und Ausgabenlimits für Posten mit niedriger Priorität festlegen. In Bezug auf die Zahlungen beinhaltet ein aktives Working Capital Management ein möglichst spätes Bezahlen der eigenen Verbindlichkeiten. Dabei können jedoch Mahngebühren oder Strafen schnell zu einem großen Problem werden. Stelle daher sicher, dass Verbindlichkeiten begrenzt und Zahlungsfristen eingehalten werden.

5. Setze Anreize für zeitnahe Zahlungen

Genauso wie dein Unternehmen daran arbeitet, sein Kapital zu erhalten, tun dies auch andere Unternehmen und es kann sein, dass deine Kunden bis zur letztmöglichen Sekunde warten, um dich zu bezahlen – oder sogar darüber hinaus. Eine Möglichkeit, die Liquidität zu erhalten, besteht darin, Anreize für pünktliche oder frühzeitige Zahlungen zu schaffen. Zum Beispiel kannst du Kunden, die innerhalb einer vorgegebenen Frist oder gar im Voraus bezahlen, Rabatte in Form von Skonti gewähren. Auf der anderen Seite solltest du in deinen Kundenverträgen eine Richtlinie für verspätete Zahlungen festschreiben und sicherstellen, dass die Kunden während des Onboarding-Prozesses mit dieser Regelung einverstanden sind. So stellst du sicher, dass beidseitiges Interesse an einer zeitnahen Begleichung deiner Forderungen gewährleistet wird.

6. Automatisierung von Prozessen und Geschäftsberichten

Die Automatisierung von Geschäftsprozessen wie Kreditoren- oder Debitorenbuchhaltung, Kundenfakturierung, Bestandsverwaltung usw. hilft dir und deinem Unternehmen, Personalkosten zu sparen und verhindert kostspielige Fehler in den Unternehmensdaten. Es macht es zugleich einfacher, den Überblick über deinen Cash-Flow zu behalten. Dieser Übergang zur Automatisierung ermöglicht auch eine datengesteuerte Unternehmensführung unter Verwendung von Business Intelligence Dashboards. Diese Werkzeuge geben dir ein frühes Warnzeichen, wenn dein Betriebskapital in Gefahr ist, und identifizieren die verantwortlichen Faktoren schnell, damit du alle notwendigen Geschäftsentscheidungen treffen kannst.

 

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