Besser Notverkauf als Insolvenz

Besser Notverkauf als Insolvenz

veröffentlicht durch die Rheinische Post

Unternehmer in der Krise können mit einem Verkauf oft mehr retten als durch die Liquidierung ihres Unternehmens.

Spätestens die Corona-Krise macht deutlich: Viele Unternehmen rutschen an den Rand eines Abgrundes. Doch auch ohne die Pandemie leiden ganze Branchen, zum Beispiel die Automobilindustrie samt Zulieferern. Sie müssen die Transformation vom Verbrennungsmotor hin zu alternativen Antrieben bewältigen. Der Einzelhandel litt schon vor der Krise unter dem digitalen Wandel.

Viele Unternehmer sehen als letzten Ausweg die Insolvenz. „Doch sie ist nicht die beste Handlungsalternative für den Gesellschafter“, sagt Carsten Häming, Managing Partner bei der auf Unternehmenstransaktionen spezialisierten Düsseldorfer Beratungsgesellschaft, Corporate Finance Mittelstandsberatung GmbH (CF-MB). „Wird das Gesellschaftsvermögen in der Insolvenz verwertet, erhält der Gesellschafter sein Eigenkapital erst zurück, wenn alle Schulden des Unternehmens beglichen sind. In den allermeisten Fällen geht er dabei leer aus. Sein Kapital ist verloren.“

Häming weiß, wovon er spricht. Viele mittelständische Unternehmer schauen gerade mit großen Sorgen auf 2021, wenn die staatlichen Hilfsmittel auslaufen oder fällig werden und das Eigenkapital weiter geschrumpft sein wird. Doch es gibt eine Alternative zur Insolvenz: den Notverkauf. Natürlich muss der Alt-Gesellschafter dabei Abstriche machen – den Wert, den er seinem Unternehmen eigentlich zumisst, wird er nicht vergütet bekommen. Ein Käufer weiß ja: Der Unternehmer steht mit dem Rücken zur Wand.

Durch die Aufnahme eines Investors verliert er auch die Kontrolle über sein Unternehmen. „Aber frisches Kapital kann sowohl die Überschuldung als auch die Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens abwenden und so die Gründe für die Stellung eines Insolvenzantrags beseitigen“, gibt Häming zu bedenken.

Der Notverkauf hat weitere Vorteile gegenüber der Insolvenz: „Das Überleben des Unternehmens ist gesichert und die Altgesellschafter können am Unternehmen beteiligt bleiben. Sie können so darauf hoffen, Erträge mit ihrer Beteiligung zu erzielen, wenn die Sanierung gelingt. Misslingt die Sanierung, haben sie immerhin in der Krise nicht mehr nachfinanzieren müssen und ihre Verluste begrenzt.“ Außerdem können durch den Erhalt des Unternehmens in der Regel auch mehr Arbeitsplätze gerettet werden als in einer Insolvenz.

Doch wie findet man einen Investor für ein in Not geratenes Unternehmen? „Man braucht Partner, die die richtigen Marktteilnehmer ansprechen“, sagt Häming. Ein erfahrener M&A-Berater mit einem großen Netzwerk und guten Beziehungen zu Investoren erhöhe die Chancen auf einen erfolgreichen Verkauf des Unternehmens. „Je besser die Kontakte des M&A-Beraters zu solchen Private Equity Gesellschaften und Family Offices sind, umso besser wird die Verhandlungsposition des Verkäufers sein – trotz des Notverkaufs.“

Allerdings sollte der Prozess nicht hinausgezögert werden: „Die Schnelligkeit bei der Aufbereitung der Unterlagen und der vertraulichen Ansprache von Investoren ist jetzt entscheidend“, betont Häming. „Zeitdruck ist der alles bestimmende Faktor – jeder Tag zählt.“