Kaufen oder Gründen: zwei Wege zum eigenen Unternehmen

Kaufen oder Gründen: Zwei Wege zum eigenen Unternehmen

erschienen in der FAQ-Reihe von Gründer.de / Autor Carsten Häming

Sein eigener Chef sein: Für viele ist das ein erstrebenswertes Ziel. Wenn Du dieses erreichen willst, bieten sich dir zwei Wege: Der Kauf eines bereits bestehenden Unternehmens oder die Gründung eines neuen Unternehmens. Beide Wege haben ihre Reize, bringen aber gleichzeitig auch jeweilige Risiken mit sich, weshalb hier die Vor- und Nachteile beider Varianten dargestellt werden.

Vorteile der Gründung

Wenn es um den Schritt in die Selbstständigkeit geht, stellen sich die meisten Leute vor, ein völlig neues Unternehmen mit einem neuen Konzept oder Produkt zu entwickeln. Im Erfolgsfall kann dies unglaublich erfüllend sein und du wirst immer den Stolz haben, zu wissen, dass du alles von Grund auf selbst aufgebaut hast. Gründer können ihren eigenen Wunscharbeitsplatz basierend auf ihren eigenen Interessen und Kenntnissen gestalten. Sobald das Geschäft erst einmal ins Rollen kommt, kannst du dir voll und ganz einteilen wieviel, wann und wo du mit wem und woran arbeiten möchtest, trägst aber auch die Konsequenzen. Die Entscheidungsfreiheit als Chef des eigenen Unternehmens ist sicherlich einer der Hauptfaktoren, die Gründer motivieren. Als Gründer bist du von Anfang an in jeden Prozess, den dein Unternehmen durchläuft, involviert. Du hast so den gesamten Überblick über jegliche Abläufe und wirst jeden einzelnen bis ins Detail verstehen.

Nachteile der Gründung

90 % der Startups überleben nicht einmal ihr drittes Jahr und das nicht ohne Grund. Zum Teil sind Gründer so sehr auf ihre eigene Sichtweise beschränkt und sind nicht von ihrer Idee abzubringen, die dann letztendlich jedoch scheitert. Um als neugegründetes Unternehmen Erfolg im Markt zu haben, muss es sich gegen eine Vielzahl bereits etablierter Wettbewerber durchsetzen. Die ersten Jahre sind dabei mit Abstand die schwierigsten, da es hier gilt, sich, ohne irgendwelche Referenzen vorweisen zu können, ein Netzwerk aus Kunden, Lieferanten Investoren und Mitarbeitern aufzubauen und das bestenfalls mit ausreichenden Erträgen. Gelingt dies nicht, stehen Gründer dann nach einigen Jahren vor der harten Realität, dass sie wertvolle Lebenszeit und viel Geld verloren haben. Sicherlich ist es bei der Gründung normal, dass man zuweilen Lehrgeld bezahlt und so aus seinen Fehlern lernt, doch ist die finanzielle Belastbarkeit jedes Unternehmens begrenzt.

Vorteile

  • Umsetzung der eigenen Idee
  • Entscheidungsfreiheit
  • Gesamtverständnis

 

            

Nachteile

  • Keine Ressourcen / Referenzen
  • Hohes Risiko

 

Vorteile beim Kauf

Beim Kauf eines etablierten Unternehmens besteht die Möglichkeit, eine bereits erprobte Idee zu kaufen. Wer also keine Vision oder Leidenschaft hat, die er oder sie durch die Gründung realisieren möchte, hat so die Möglichkeit, ein bestehendes Geschäftsmodell zu übernehmen.

Der Kauf eines Unternehmens geht mit einem geringeren Risiko einher, da sich das Unternehmen bereits am Markt beweisen konnte. Du kannst so also bereits vor der Beteiligung feststellen, inwieweit das bestehende Geschäftsmodell gewinnbringend ist.

Der Finanzierungsbedarf ist beim Unternehmenskauf deutlich genauer quantifizierbar, da mit dem Kaufpreis auch bereits ein großer Teil der Kosten gedeckt ist und im Vergleich zur Gründung in der Regel kaum unerwartete Kosten anfallen. Unmittelbar nach der Akquisition verzeichnet das Unternehmen dann idealerweise auch schon einen Cashflow, mit denen dann Kredite zurückgezahlt oder neue Investitionen in das Unternehmen getätigt werden können. Bei der Gründung hingegen dauert es oftmals viele Jahre bis die ersten Gewinne anfallen, sodass der Kapitalbedarf für die erforderlichen Investitionen vollständig außenfinanziert werden muss. Diesen Bedarf über Banken zu decken, wird dir beim Kauf deutlich leichter fallen als bei der Gründung, da die Banken ein bereits bewährtes Geschäftsmodell mit einem geringeren Risiko assoziieren.

Nachteile beim Unternehmenskauf

All die Arbeit und das Geld, das der Gründer in das Unternehmen investiert hat, das du kaufen möchtest, schlägt sich auch in der Bewertung des Unternehmens nieder. Du wirst so den Firmenwert (Goodwill) des Unternehmens bezahlen müssen und hast daher auch einen höheren Kapitalbedarf.

Zwar entfällt beim Kauf eines Unternehmens die mit der Gründung einhergehende Bürokratie, jedoch sind zeitlicher und finanzieller Aufwand, der für die Suche nach einem geeigneten Unternehmen, Notare und Transaktionsberater anfallen, nicht zu unterschätzen. Die für die Akquisition unabdingbare Due Diligence Prüfung wird dir aber dafür genaustens aufweisen, welche Chance und Risiken dich bei der Unternehmensübernahme erwarten.

Vorteile

  • Bewährtes Geschäftsmodell
  • Quantifizierbarer Kapitalbedarf
  • Leichterer Finanzierungszugang

 

            

Nachteile

  • Hoher Kaufpreis
  • Transaktionsaufwand   

 

 

Fazit:

Ob du nun ein Unternehmen gründen oder kaufen solltest, kommt letztendlich auf deine Persönlichkeit und deine Ausgangssituation an. Wenn deine Überlegung auf einer innovativen, einzigartigen Idee beruht, wird es kein Unternehmen geben, das du übernehmen kannst und die Gründung ist alternativlos. Voraussetzung für den Erfolg deines Startups ist dann ein durchdachter Geschäftsplan und eine profunde Vorbereitung auf die Gründung. Ohne die nötige Expertise wird es schwer, potenzielle Umsätze und Margen einzuschätzen und du und das gegründete Unternehmen riskiert schon nach wenigen Jahren einen Liquiditätsengpass. Alternativ stellt der Kauf eines bestehenden Unternehmens eine lukrative Möglichkeit dar. Dieser bedarf einer ebenso gründlichen Vorbereitung und der Expertise eines erfahrenen Transaktionsberaters.

Du hast weitere Fragen rund ums Thema Start-up, Venture Capital und Unternehmertum.

Nähere Informationen erhältst du auf www.gruender.de Hier findest du alle wichtigen Themen rund ums Gründen.