Warum eine frühzeitige Planung bei der Nachfolge entscheidend ist

Warum eine frühzeitige Planung bei der Nachfolge entscheidend ist

Der deutsche Mittelstand steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Laut aktuellen Studien plant rund ein Drittel der mittelständischen Unternehmen in den kommenden drei bis fünf Jahren einen Führungswechsel. Doch die Suche nach geeigneten Nachfolgern gestaltet sich schwieriger denn je. Während das Durchschnittsalter der Eigentümer kontinuierlich steigt, sinkt gleichzeitig die Zahl der Menschen, die den Schritt ins Unternehmertum wagen möchten. Diese Entwicklung stellt nicht nur die einzelnen Betriebe, sondern auch die gesamte Volkswirtschaft vor große Herausforderungen.

Demografie als Treiber der Nachfolgeproblematik

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Das durchschnittliche Alter bei einer Unternehmensübergabe liegt in Deutschland mittlerweile bei 64 Jahren. Rund 1,2 Millionen Unternehmensinhaber sind heute bereits 60 Jahre oder älter - das entspricht etwa jedem dritten Unternehmen. Die geburtenstarken Babyboomer nähern sich dem Ruhestand, doch die nachfolgenden Generationen sind deutlich kleiner. Das Ungleichgewicht führt dazu, dass die Zahl der Übergabewilligen steigt, während die potenzielle Nachfolgerbasis schrumpft.

Hinzu kommen weitere strukturelle Herausforderungen. Die überwuchernde Bürokratie, der wachsender (Fach-)kräftemangel sowie die anhaltend hohen Kosten für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel belasten den Mittelstand zusätzlich. Vor diesem Hintergrund wird deutlich: Die Nachfolgeregelung im Unternehmen ist kein Randthema mehr, sondern ein zentrales strategisches Projekt für viele Betriebe.

Warum viele Nachfolgen scheitern

Obwohl rund 90 Prozent der deutschen Unternehmen Familienbetriebe sind, planen nur etwa 36 Prozent der Eigentümer, ihr Unternehmen innerhalb der Familie weiterzugeben. Der Hauptgrund: In vielen Fällen fehlt eine klare Nachfolgestrategie. Gespräche über die Unternehmensnachfolge werden häufig zu spät geführt. Hinzu kommt, dass das Interesse am Unternehmertum selbst in Unternehmerfamilien abnimmt. Der Wunsch nach Sicherheit im Angestelltenverhältnis überwiegt zunehmend gegenüber der Verantwortung, ein eigenes Unternehmen zu führen.

Diese Ausgangslage birgt erhebliche Risiken: Ohne rechtzeitig professionell vorbereitete Nachfolgeregelung droht nicht nur der Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch die Gefährdung ganzer Wertschöpfungsketten.

Rolle von Sparkassen

Gerade in dieser Phase kommt insbesondere den Sparkassen eine wichtige Rolle zu. Als langjährige Partner des Mittelstands verfügen sie über das notwendige Know-how und ein breites Netzwerk, um Unternehmensübergaben aktiv zu begleiten. Mit erfahrenen Nachfolgeexperten vor Ort können Unternehmer individuelle Lösungen, in Form einer familieninterner Übergabe, einem Management-Buy-in* oder dem Verkauf an externe Investoren entwickeln.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei die Unternehmensbewertung. Sie bildet die Grundlage für eine faire und transparente Verhandlung zwischen Verkäufer und Käufer. Sparkassen und spezialisierte Beratungen unterstützen hier mit praxisnahen Methoden, die den wahren Wert des Unternehmens abbilden und sowohl immaterielle Faktoren wie Kundenbeziehungen als auch harte Finanzkennzahlen berücksichtigen.

Erfolgreiche Nachfolge braucht Strategie

Eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist kein kurzfristiges Projekt, sondern erfordert frühzeitige Planung und eine strukturierte Vorgehensweise. Zentrale Schritte sind:

  1. Frühzeitige Analyse der Ausgangslage: Wo steht das Unternehmen heute? Welche Herausforderungen und Chancen gibt es?
  2. Klare Ziele definieren: Soll die Nachfolge innerhalb der Familie erfolgen oder wird ein externer Käufer gesucht?
  3. Unternehmensbewertung durchführen: Nur mit einem realistischen Wert können Gespräche mit Banken, Käufern oder Investoren erfolgreich geführt werden.
  4. Finanzierungskonzept entwickeln: Übergaben benötigen eine solide Finanzierungsstruktur, die Käufer wie Verkäufer absichert.
  5. Rechtliche und steuerliche Aspekte klären: Themen wie Schenkungs- oder Erbschaftssteuer* sollten frühzeitig berücksichtigt werden.

Nachfolge als Chance begreifen

Die bevorstehende Welle an Unternehmensnachfolgen ist eine der größten Herausforderungen, vor denen der deutsche Mittelstand aktuell steht. Gleichzeitig bietet sie aber auch enorme Chancen für neue Unternehmer, für Investoren sowie für den Fortbestand starker Geschäftsmodelle. Entscheidend ist, dass die Übergabe nicht aufgeschoben, sondern frühzeitig geplant wird. Sparkassen und spezialisierte Nachfolgeberater können hier entscheidende Impulse geben, indem sie Unternehmer mit Expertise, Netzwerken und praxisnahen Lösungen unterstützen.

Eine klar strukturierte Nachfolgeregelung, kombiniert mit einer fundierten Unternehmensbewertung, ist daher der Schlüssel, um den Fortbestand des Mittelstands nachhaltig zu sichern.

 

Die mit * gekennzeichneten Begriffe werden auch auf der Webpage der CF-MB im Glossar unter CF-Wissen erläutert.